Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Dieter Ilg: Motherland (Review)

Artist:

Dieter Ilg

Dieter Ilg: Motherland
Album:

Motherland

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Modern Jazz

Label: Jazzline
Spieldauer: 48:17
Erschienen: 21.03.2025
Website: [Link]

„'Motherland' ist der Erde, der Natur und dem Leben gewidmet – ohne die das ganze Leben keinen Sinn hätte.“ (Widmung von DIETER ILG auf seiner „Motherland“-LP)

Verdammt! Was für einen beknackten Hut hat denn da DIETER ILG auf dem LP-Cover von „Motherland“ auf?
Und dann auch noch Mutterland?!
Aha!
Dann also auch Vater Erde oder was?
Oder hat das alles was mit Ilgs rotem Bommelhut, der eigentlich wohl doch bei diesen Gedanken ein Aluhut sein sollte, zu tun?
Fragen über Fragen – und wo sind die Antworten?
Ganz einfach: Die befinden sich hinter den zwei schwarzen, voller vom Kontrabass getragenen Jazz-Musik angereicherten Rillen, die uns mit einer Fahrt durch den Schwarzwald begrüßen, dann darauf verweisen, dass es höchste Zeit für Veränderung ist und mit einem „Close To You“ den musikalischen Sack zumachen. Das alles gilt allerdings nur für die Vinyl-Ausgabe, denn die CD-Veröffentlichung kommt noch mit drei zusätzlichen Stücken um die Ecke.


Gehen wir darum ohne jeglichen Gender-Gedanken oder queer-gesteuerte Ideologie diesem musikalischen Phänomen hinter „Motherland“ auf die Spur, zu der uns der international renommierte Kontrabassist DIETER ILG eine offensichtliche Modern-Jazz-Fährte legt, was erstmal beruhigend ist. Denn wenn jemand heutzutage die Gender-Keule rausholt, dann ist der studierte Germanist und 'altertümliche' Kritiker hinter dieser Review sofort raus. Und da das gesamte Album ohne irgendwelche vokalen Anteile auskommt, darf rundum Genderentwarnung gegeben werden. Und so erfahren wir im Inneren des Gatefoldcovers auch die ausführlichen Hintergründe zu dem Album und jedem einzelnen Stück, deutschsprachig von DIETR ILG selbst verfasst, wobei er besonders auch die kritische Komponente hinter dem Album hervorhebt: „'Motherland' erzählt eine Geschichte, die meine Gefühle, Gedanken und Bilder beschreibt. Meine Welt. Meine Herkunft, meine Prägungen. […] Das Lärmen der Verkehrswege und Maschinen, die leidige Weltpolitik mit ihrer unfassbaren Härte auf der einen und gleichzeitig die Aussöhnung von gestern, heute und morgen sowie die energetisierenden Terpene der Waldluft mitsamt gastrosophischer Pilzsuche auf der anderen Seite.“


Etwas, das man tatsächlich in den weit ausladenden, oft ruhig und verspielt gehaltenen Jazz-Improvisationen vernimmt, bei denen vielleicht sogar ein paar Kräuter oder Pilze eine bedeutende Rolle spiel(t)en, sodass Ilgs Absicht: „Ich suche die Stille und möchte sie festhalten. Eine Oase suchen im Chaos des Alltags auf dem Planeten Erde.“, wirklich auf „Motherland“ vollumfänglich zum Tragen kommt.

Darum hier auch noch die von DIETER ILG wohl behütete Aufklärung zu dem eigenartigen wie durchaus befremdlichen LP-Cover. Seinen Kopf ziert ein traditioneller Schwarzwälder Bollenhut, während er mit seiner Nase schnüffelnd die Kontrabass-Fährte aufzunehmen scheint. Ein Ausdruck also seiner intensiven Heimatverbundenheit, die sicher auch so einige Klänge auf „Motherland“ hinterlassen wird. Naturverbundenheit, frei jazzig verspielt, so gesehen inklusive, bei deren musikalischen Umsetzungen ihn nicht nur der Pianist Rainer Böhm und Schlagzeuger Patrice Héral unterstützen, sondern als ganz besonderer Ehrengast auf „Schwarzwaldfahrt“ und „Close To You“ auch die deutsche Trompeter-Koryphäe TILL BRÖNNER. Kein Wunder, dass gerade diese beiden Stücke zu den Höhepunkten hinter „Motherland“ zählen, weil Brönner eben, egal, ob er seine eigenen Alben oder die seiner Musikfreunde mit einspielt, immer großartige Beiträge beisteuert.


Und um jedwede Missverständnisse rund um den Albumtitel zu vermeiden, klärt Ilg ebenfalls im Inneren des LP-Covers den Hintergrund dazu auf: „Es ist meine Muttererde, mein Mutterland wie väterliches Vaterland. Ich wünsche jedem Menschen sein Land, seinen Ort, seine Heimat, in der in Würde zu leben möglich ist. Unantastbar. Wo auch immer.“

Unantastbar bleibt so auch die Musik. Von Gefühlen getragener Jazz, der mal etwas an Baratmosphäre vermittelt, dann wieder frei stilistisch seine abwechslungsreichen Bahnen zieht, in denen tatsächlich immer ein wenig der Kontrabass im Vordergrund steht. Der tritt am Anfang und Ende nur der Brönner-Trompete gegenüber in den Hintergrund, allerdings ohne seine musikalische Deutungshoheit zu opfern.

DIETER ILG ist eben ein echter Jazz-Profi mit viel Gefühl und Profession für seine Musik und sein Instrument – und dann natürlich auch für seine intensive Heimatliebe zu seinem „Motherland“.


FAZIT: Wenn DIETER ILG sich den Schwarzwälder Bollenhut aufsetzt und seinen Kontrabass zur Hand nimmt, dann ist zwischen harmonischen und entspannenden bis hin zu recht komplex improvisierten Jazz-Klängen, die er gemeinsam mit seinen Mitstreitern an Piano und Schlagzeug einspielt, die Jazz-Skala in viele Richtungen hin offen. Doch wenn's auf den Bollenhut noch ein echtes Sahnehäubchen mit dem Gasttrompeter TILL BRÖNNER gibt, dann wird dieses extrem heimatverbundene „Motherland“ auch zum Vaterland richtig guten Jazz'. Darum überlassen wir hier die letzten Worte Herrn Ilg, der im Inneren des LP-Gatefoldcovers zu „Motherland“ mit einem leicht philosophischen Hang feststellt: „Schon der erste Atemzug bringt Leben. Das Kennenlernen der Welt. Der eigene Kosmos. Ein Kreis. Es keimt, wächst, blüht, fruchtet, welkt, blättert. Alles wiederholt sich und ist jedes Mal aufs Neue faszinierend. Ein Wunder.“ Ein wunderbares Album...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 523x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (22:27):
  • Schwarzwaldfahrt (6:17)
  • Motherland (6:01)
  • Soil (5:38)
  • Glorious (4:31)
  • Seite B (25:50):
  • Time For A Change (7:07)
  • People Make The World Go Round (8:34)
  • B (4:44)
  • Close To You (5:25)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!