„Sechzig Jahre später ist die BEATLEMANIA zeitlos. Das Leuchtfeuer der Beatles leuchtet immer weiter, erneuert durch das Wunder der freudigen Entdeckung durch jede Generation und durch die kreative Erforschung der Musik und der kulturellen Bedeutung der Band durch Musiker, Filmemacher, Schriftsteller und andere Fans aller Couleur.“ (Text unter der offiziellen THE BEATLES-Homepage)

Das Melken des THE BEATLES-Goldesels geht weiter!
Dieses Mal also die amerikanischen Mono-Aufnahmen aus dem Jahr 1964, die als einzelne LPs oder als fette LP-Box mit zwei zusätzlichen LP-Beigaben, welche unter den sechs Einzel-Veröffentlichungen nicht enthalten sind, für teuer Geld zusätzlich erworben werden können.
Noch dazu gibt es unter dem Disney-Kanal als „Beatles '64“ einen Dokumentarfilm über die erste Amerika-Tour und den Fan-Wahnsinn, der heutzutage sein ganz eigenes Wort erhalten hat – die BEATLEMANIA – zu bewundern oder mit etwas Verblüffung wahrzunehmen, während man sich die Frage stellt: Warum ist es so einfach, eine Massenhysterie auszulösen, die in der Politik wie in der Kunst durchaus verheerende Wirkungen haben kann?

Ja, ja! Zudem ist es mal wieder eine verdammt kluge Entscheidung, diese ganzen schwarzen Tonträger oder die Blaue Box samt Hintergrundfilm so kurz vor Weihnachten zu veröffentlichen, da in dieser Zeit des wilden Schenkens, die immer schmaler werdenden Geldbörsen ja bekanntlich deutlich lockerer sitzen, selbst wenn unsere Regierung schon wieder am nächsten Steuer-Coup arbeitet, während wir selbstvergessen durch weihnachtliche Lichtermeere streifen.

Eine LP der in der Box enthaltenen acht LPs ist das in dieser Form und unter diesem Titel nur in Amerika veröffentlichte Mono-Album „Beatles'65“, das sich durch eine extrem kurze Spieldauer (26 Minuten und 10 Sekunden) nicht gerade auszeichnet und natürlich als „Beatles'65 – The 1964 U.S. Albums In Mono“ sich von der Covergestaltung wie der LP-(Werbe-)Innenhülle eins zu eins an der Originalausgabe aus dem Jahr 1964 orientiert.
Trotz der kurzen Spielzeit eroberte „Beatles'65“ die amerikanischen Hitlisten und stand dort für 9 Wochen auf dem ersten Platz, was natürlich auch als Folge der ersten Nordamerika-Tour der BEATLES zu werten ist. Insgesamt war es bereits das siebte in der USA veröffentlichte THE BEATLES-Album, das wir bei diesem Cover auch gerne 'Regenschirm-Album' nennen dürfen, wenn die vier Pilzköpfe darauf sich und ihre Frisuren umbrellamäßig auch ganz ohne Regen mitten im Studio zu schützen wissen.
Doch das konnte den jungen Wilden mit den fein gestylten Frisuren völlig schnurzpiepe sein, denn vor den Studio-Türen tobte ja nach wie vor nunmehr nicht nur in England, sondern auch in Amerika die ausgebrochene BEATLEMANIA.

Jedenfalls entschied sich die amerikanische Plattenfirma 'Capitol Records' kurz vor Weihnachten (Das hat bis heute offensichtlich Tradition!) des Jahres 1964 mit „Beatles ’65“ ein weiteres eigenständiges Album zu veröffentlichen, das im Wesentlichen auf dem britischen Album „Beatles for Sale“ basiert.

Die gesamte erste LP-A-Seite setzt sich ausschließlich aus Songs des besagten Albums „Beatles For Sale“ zusammen und auch zwei Songs der LP-B-Seite, sodass nur drei Songs nicht von der Original-LP stammen, zu deren Entstehung übrigens PAUL McCARTNEY feststellte: „Musikalisch haben wir viel über das Zusammenstellen von Musik und einige der Arrangements gelernt. Wenn man darüber nachdenkt, waren wir im Studio ziemlich schnell – zwei Songs in drei Stunden.“

So entstand das (Original-)Album gerade mal in insgesamt sieben Studio-Tagen zwischen August und Oktober, obwohl der Terminkalender der Band mit Bühnenauftritten in Großbritannien, Kanada und den USA sowie mit Radio- und Fernsehauftritten vollgestopft war. Und wenn man ehrlich ist, kann man das dem Album, welches nicht zu dem Highlight-Katalog der BEATLES gehört, auch anhören.

Kurioserweise wurde von „Beatles For Sale“, das den ersten Platz in Großbritannien erreichte und diese Position dort elf der 46 Wochen, die es in den Top 20 verbrachte, behielt, in Großbritannien keine Single-Auskopplung veröffentlicht, sondern parallel dazu nur eine separate Single mit „I Feel Fine“ und „She's A Woman“.
Beide Songs landeten, wahrscheinlich ihres Erfolgs wegen, nun auf der amerikanischen Ausgabe von „Beatles'65“.
Der dritte und letzte 'Ausreißer' auf „Beatles'65 – The 1964 U.S. Albums In Mono“ ist noch „I'll Be Back“ von dem britischen „A Hard Day's Night“ Album.

Später wurde das amerikanische Album dann auch in Kanada veröffentlicht – aber nie auf dem europäischen Musikmarkt.

Sicher wird für viele Sammler auch das sehr komplizierte Aufnahmeverfahren dieser Neuauflage hochinteressant sein, auf das ausführlich in den „Mastering Notes“ des vierseitigen LP-Einlegers eingegangen wird, auf dem es (hier ins Deutsche übersetzt) heißt: „Diese Alben wurden von den Original-Masterbändern unter Verwendung eines vollständig analogen Signalwegs und unter ständiger Bezugnahme auf die ersten Pressungen der Originalalben für Vinyl geschnitten. Sie wurden mit einem Studer A80 Master-Recorder mit analogen Vorhör- und Programmpfaden und einer Neumann VMS70 Schneidemaschine hergestellt, die 1971 in den Capitol Studios installiert worden war. Diese spezielle, rein analoge Schnitttechnik ermöglicht die originalgetreue Wiedergabe des gesamten musikalischen Spektrums und der Dynamik, die auf den Originalbändern vorhanden sind.“

FAZIT: Als THE BEATLES ihre erste Tournee durch Nordamerika mit einem Auftritt im Cow Palace in San Francisco am 19. August 1964 starteten, brach auch auf dem amerikanischen Kontinent die Beatlemania aus, sodass besonders im Jahr 1964 jede Menge BEATLES-Platten als amerikanische Mono-Ausgaben auf den Markt geworfen wurden, die es nunmehr in einer LP-Box mit 8 LPs und von sechs LPs als Einzelausgaben zu erstehen gibt. Eine davon ist „Beatles'65 – The 1964 U.S. Albums In Mono“, die im Grunde auf der britischen Ausgabe von „Beatles For Sale“ basiert. Noch ein kleiner Funfact am Rande: Nachdem die Band im Cow Palace vorgestellt wurde und bevor sie mit dem Spielen beginnen konnten, schrieen die Fans unaufhörlich 4 Minuten und 45 Sekunden lang. Ed Diran, der Manager des Cow Palace, stellte dazu fest, dass der Lärmpegel „vergleichbar mit dem aller gleichzeitig startenden Düsenflugzeuge am Flughafen von San Francisco“ gewesen sei.