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WACKEN 2025 | Freitag, 01.08.2025 2/2 - Holy Ground - 01.08.2025

WACKEN 2025 | Freitag, 01.08.2025 2/2 - Holy Ground
Wacken Open Air 2025 – Tag 3 (Freitag, 01.08.2025):
Von Dino-Donner, Regengüssen, Riff-Giganten und einem Herzenswunsch
Der Freitag atmet das WACKEN 2025-Standardwetter: zwischen Niesel und Aufklaren pendelt der Himmel, Temperaturen zwischen 14 und 20 °C, der Acker bleibt knetbar, die Laune wie gehabt bestens. Zwischen nordischem Grau gibt es hin und wieder Auflockerungen, später wieder Schauer – kurz: ideales W:O:A-Wetter für Patina auf den Gitarren und Matsch am Absatz.
Wer die Schlammlöcher kennt, nimmt den Schlenker über Holzstege, wobei die andauernden Güsse minütlich neue Hindernisse schaffen. Ein Spielplatz nur für Hartgesottene, während die auch zahlreich anwesenden Menschen mit Gehbehinderung teilweise kaum eine Chance haben, in die Nähe der Bühnen zu kommen. Beim Abend-Block gießt es phasenweise – selbst DIMMU BORGIR bekommen „Segen von oben“, was die Pyros noch wärmer erscheinen lässt. Perfekte Bedingungen für Gummistiefel-Galopp, Rudel-Chöre – und einen Spielplan, der von Kinder-Metal bis Kirchenchor-Extreme alles bedient.
Frühschicht und Kinder-Moshpit
HEAVYSAURUS (W:E:T)
Das W:O:A startet an diesem Freitag im Familienmodus: HEAVYSAURUS eröffnen den dritten Festivaltag auf der W:E:T Stage und verwandeln den Pit kurzerhand in ein hüpfendes Dino-Kinderzimmer. Pädagogik trifft Powerchord während die Eltern lauter grölen als der Nachwuchs und die Sprösslinge im Kinder-Moshpit erste Erfahrungen in Sachen Full-Contact sammeln können. Großartig. Die Idee stammt allerdings nicht aus Deutschland.
Die Dinos sind die deutsche Version des finnischen Kinder-Metal-Phänomens HEVISAURUS (2009 von THUNDERSTONE-Drummer Mirka Rantanen erdacht, nachdem er bei einem Kinderkonzert auf die Idee „Heavy Metal für Kids“ kam). Das Konzept wurde ab 2017 für Deutschland von HEAVYSAURUS adaptiert. Zu den Instrumenten greifen an diesem TagMr. Heavysaurus – Gesang: Frank Beck (u. a. GAMMA RAY), Riffi Raffi – Gitarre: Christof Leim, Milli Pilli – Keyboards: Mathias Brede. Muffi Puffi – Bass: Jürgen Steinmetz (u. a. SONS OF SEASONS). Komppi Momppi – Schlagzeug: Philipp Klinger (THE NEW BLACK). Ein Fest für die ganze Familie und der ideale Einstieg in einen ereignisreichen Tag.
GRAVEYARD (LOUDER)
Die Göteborger Vintage-Rocker rollen mit warmem Röhrensound über die Louder – Pentatonik, Patina und perfektes Timing zeichnet die Band seit je her aus, wobei der trockene Sound in „Hisingen Blues“ herrlich mit dem feuchten Boden kontrastiert; wer hier nicht wippt, steht an der falschen Bühne. Gelegentliche Auflockerungen der Wolkendecke bleiben an diesem Vormittag zunächst eine Ausnahme, später wechseln sich sonnige Abschnitte und leichter Regen ab.
DOMINUM (FASTER)
Gothic-Power-Oper mit Musical-Gespür für den theatralischen Gestus: DOMINUM liefern Hochglanz-Hooks in den Mittagsstunden. „Near Dark“ und „Hey Living People“ funktionieren live wie Musical-Arien im Double-Time-Takt. In Sachen Pyro-Technik werden massive Geschütze aufgefahren, kaum eine Sekunde vergeht ohne perfekt choreografierte Feuersalven, die für tolle Effekte sorgen, da die Sonne sich immer noch nicht wirklich gegen die Wolkendecke hat durchsetzen können. Die Show ist von internationalem Format und sollte der Band um Mastermind Dr. Dead (Felix Heldt) in naher Zukunft spätere Slots bescheren.
LANDMVRKS (FASTER)
Marseilles Metalcore-Export presst Breakdowns, Trap-Flair und sing-along Hooks in einen erstaunlich luftigen Livesound. Circle Pits? Aber sicher. Wall of Death? Selbstverständlich. Dazu sorgen High-Gain und Pop-Hooks in „Lost In A Wave“ und „Death“ für die größten Schlammfontänen. Auch hier ist immer wieder der stete Wechsel zwischen Regenponcho und T-Shirt von Nöten, denn sobald die Sonne einmal hervorlugt, steigen die Temperaturen auf sommerliche Werte an, die unter dem Regenumhang nur schwer erträglich sind.
FORBIDDEN LOUDER)
Bay-Area-Thrash, messerscharf serviert: FORBIDDEN pflügen das Infield mit chirurgischer Präzision. „Twisted Into Form“ altert offenbar gar nicht – und die Fans können hiervon gar nicht genug bekommen. Wem das zu hart ist, bekommt nebenan bei PEYTON PARRISH die mainstreamtaugliche Seite des W:O:A zu sehen.
PEYTON PARRISH (HARDER)
Vom VIKING-Soundtrack zum Festival-Chorleiter: PEYTON PARRISHs wuchtiger Bariton macht aus „I’ll Make A Man Out Of You“ einen Wikinger-Shanty. Stilistisch bewegt sich die Chose zwischen Folk-Pop, Nordmann-Ästhetik und Stadion-Chor und liefert genau die Schnittmenge, die dem Infield zwischen Aufheiterungen und Nieselregen deutlich macht, dass das W:O:A auch in diesem Jahr nicht nur Metal, sondern auch Mainstream, Stand-Up Comedy und Kleinkunst eine Bühne bietet.
KROKUS als SAXON-Vertretung ein echtes Highlight
KROKUS (FASTER)
Eigentlich sollte hier SAXON den Infield-Acker planieren – Biff Byfords Gesundheits-Zwangspause machte den Schweizern den Weg frei. KROKUS springen ein und liefern genau das, was die Primetime braucht: riffstarke Hard-Rock-Haken von „Heatstrokes“ bis „Screaming in the Night“. Ein würdiger, launiger Ersatz – und ein seltener Deutschland-Termin. Als einzig verbliebenes Gründungsmitglied der Solothurner Hard Rock-Institution gibt Ex-GOTTHARD Produzent Chris von Rohr den „Last Man Standing“, während die Band große Ballons mit Bandlogo in die Menge feuert. Dass die Band in diesem Jahr ihren 50gsten (!) Geburtstag feiert, prangt in Riesenlettern auf der LED-Wall - „Screaming for 50“ als Motto der Show kann man angesichts der Power des Gigs kaum glauben, wobei anzumerken ist, dass die drei Übrigen Bandmitglieder der ersten Stunde leider nicht mehr unter den Lebenden sind.
DIRKSCHNEIDER (HARDER)
Udo im ACCEPT-Modus, und liefert die „Balls To The Wall“-Show in unnachahmlicher Manier mit, seinem Sirenenorgan, das zur Kollektiv-Faust annimiert. Genau dafür wurde die HARDER gebaut – große Gesten, großer Chor, noch größere Refrains. Bei „Winterdreams“ gibt es ein Wiedersehen mit WARLOCK-Röhre DORO, die auch in diesem Jahr auf dem W:O:A nicht fehlen darf. In großartiger Spiellaune zeigen sich auch die beiden Gitarreros Andrey Smirnov und Fabian „Dee“ Dammers, die den Songs den nötigen Kick verpassen und das Ganze somit noch schmackhafter machen. Bassmann Peter Baltes ist auch immer für ein gutes Posing zu haben, ganz nebenbei traktiert er seinen Viersaiter, dass es eine wahre Pracht ist. Das Wetter spielt auch mit und taucht die Szenerie in güldenes Licht – Metalherz, was willst du mehr?
BOOMTOWN RATS (LOUDER)
Punk-gefärbter New-Wave auf dem Metal-Acker? Ja, bitte. BOOMTOWN RATS setzen den Kontrastpunkt des Tages, Bob-Geldof-Charisma inklusive. „I Don’t Like Mondays“ wird zum kollektiven Mitsing-Moment, selbst an einem Freitag. Dazu gibt es hier eine der bewegendsten Geschichten des Festivals: Der ASB-Wünschewagen ermöglichte dem unheilbar kranken Philipp den Besuch in Wacken – inklusive Treffen mit Bob Geldof. Solche Momente sind es, die selbst dem härtesten Metalhead an die Nieren gehen.
DIMMU BORGIR (HARDER)
Nacht, Nebel und umgedrehte Pentagramme: Die Norweger verwandeln die Harder in eine schwarze Kathedrale. Chorsamples, Orchesterwogen, kalte Präzision – und ein Publikum, das zwischen Andacht und Abriss pendelt. Die Show unter nassem Himmel liefert u.a. mit „Puritania“, „Progenies Of The Great Apocalypse“, „Mourning Palace“ einen gewaltigenSound, der mit epischen Bildern und reichlich Pyros einhergeht, dazu immer mal wieder ein verschmitztes Grinsen von Hohepriester Stian Tomt „Shagrath“ Thoresen, der die Menge in gewohnter Manier im Griff hat.
THE HELLACOPTERS (LOUDER)
Am späten Abend liefern die HELLACOPTERS ihren High-Oktan-Rock als Adrenalin-Shot: „Toys and Flavors“, oder „Gotta Get Some Action (Now!)“beweisen eindrucksvoll, dass selbst Wind und Wetter den Schweden nichts anhaben können und der Sleaze-Rock der Band selbst den schlammigsten Acker in bretthartes, tanzbares Parkett verwandeln kann.
Pressezelt, People & Programm
Im Pressezelt geht es heute ungewöhnlich familiär zu:
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Bei der HEAVY SAURUS-Pressekonferenz erklären die Dinos, wie man Metal für Kids übersetzt, um dem Nachwuchs die Liebe zu handgemachter, ehrlicher Musik zu vermitteln. Das Grundprinzip lautet: Metal für Kids ohne Kompromiss beim Songwriting – aber mit klarer Ansage zu Gehörschutz, verständlichen Texten und pädagogischem Rahmen.
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Zudem liefert das Interview mit Rabea Rogge, der ersten deutschen Frau im Orbit und Robotik-Forscherin, zudemTeilnehmerin der Fram2-Mission, Einblicke in die Welt der Raumfahrt. In Wacken spricht sie über Arbeiten in Extremumgebungen, Team-Dynamik, mentale Fitness – und darüber, wie ihre Liebe zu harter Musik in die Forschung passt.
FAZIT:
Tag 3 zeigt Wacken als Spannungsfeld zwischen Kind-Kompatibilität (HEAVYSAURUS), Vintage-Eleganz (GRAVEYARD), Pyro-Theater (DOMINUM), Core-Energie (LANDMVRKS), alter Thrash-Schule (FORBIDDEN), Pop-Mythos-Chören (PEYTON PARRISH), eidgenössischem Hard Rock (KROKUS), unter Denkmalschutz stehendem Heavy Metal (DIRKSCHNEIDER), New-Wave-Kult (BOOMTOWN RATS), symphonischem Schwarzmetall (DIMMU BORGIR) und Oktan-Rock (THE HELLACOPTERS). Dazu ein Pressezelt, das die Brücke zwischen Szene und Dorf schlägt – und Wetter, das zwar bremst, aber nie stoppt. Kurz: Ein Wacken-Freitag wie aus dem Lehrbuch – mit Schlamm, Glimmer und sehr viel Substanz.
Hier geht es zum Mittwoch, Teil 1
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